Vorwort von Landrat Dr. Andreas Coenen zum Unfallstatistik 2019
In Anbetracht der Entwicklungen auf dem Verkehrssektor fällt es mir sehr schwer, in kurzen Sätzen die Verkehrsunfallstatistik zu bewerten.
Dafür sind die Entwicklungen in den einzelnen Betrachtungsfeldern zu unterschiedlich.
Die Gesamtzahl der Unfälle ist gesunken, das ist erfreulich. Leider sind aber mehr Menschen bei diesen Unfällen verletzt oder getötet worden als im letzten Jahr. Auch wenn wir hier im Kreis noch deutlich unter den Werten des Landes bei den Verunglücktenhäufigkeitszahlen liegen, ist dies eine betrübliche Entwicklung. Angesichts des Leids, das bei tödlichen Unfällen oder auch bei Unfällen mit Schwerstverletzten und deren oft lebenslangen Folgen über die Familien und das soziale Umfeld hereinbricht, sind diese Fälle eben nicht ein Strich in der Statistik, sondern menschliche Tragödien.
Diese wollen wir nach Möglichkeit verhindern oder zumindest verringern und das ist uns im vergangenen Jahr nicht so gelungen, wie wir es uns gewünscht hätten.
Elf Menschen verloren im Jahr 2019 ihr Leben auf unseren Straßen, darunter waren drei Radfahrer.
Auch wenn wir in unserem Behördenschwerpunkt „Radfahrerunfälle mit Verletzten und Toten, besonders mit Kindern“ in Teilaspekten positive Entwicklungen verzeichnen, so kann ich mich darüber nicht freuen, wenn auf der anderen Seite drei tote Radfahrer zu beklagen sind.
Dennoch: Einige Entwicklungen zeigen mir, dass wir mit unserer Polizeiarbeit im Zusammenwirken mit unseren Kooperationspartnern und auch Ihnen, was die Bekämpfung der Radfahrunfälle insgesamt angeht, auf dem richtigen Weg sind.
In unserem Behördenschwerpunkt haben wir erreicht, dass die Zahl der verunglückten Kinder und besonders die der Rad fahrenden Kinder deutlich gesunken ist.
Das bestätigt uns, unsere Aktivitäten fortzusetzen, aber auch weiterhin zu überprüfen und zu analysieren, ob wir das Richtige tun. Auch arbeiten wir ständig daran, weitere Möglichkeiten zu finden, um die Straßen des Kreises sicherer zu machen. Alleine allerdings ist die Polizei nicht in der Lage, dies zu bewerkstelligen. Denn nicht alles können wir als Polizei beeinflussen und besonders bei der Verkehrserziehung sind vorrangig die Eltern, aber auch Kindergärten und Schulen als Kooperationspartner wichtig.
An oberster Stelle aber steht für alle: Gegenseitige Rücksichtnahme, vorausschauendes Fahren, das Achten der Verkehrsregeln und den besonderen Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer zu achten, verhindert Unfälle und damit auch Leid für alle Beteiligten.
Neben unseren repressiven Maßnahmen und Kontrollen im Straßenverkehr, ist die Präventionsarbeit für die Bekämpfung der Verkehrsunfälle fundamental wichtig.
Herr Dr. Coenen hat es bereits deutlich gemacht: Jeder Unfall mit Toten und Verletzten ist ein Unfall zu viel. Durch einen Unfall und seine Folgen sind -so Untersuchungen- im Schnitt 100 Menschen im sozialen Nahbereich der Beteiligten betroffen. Es lohnt sich also, dieses Leid mit allen Mitteln nach Möglichkeit zu verhindern.
Das tun wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln tagtäglich, wissen aber, dass wir tatsächlich nur einen bedingten Einfluss auf die Verkehrssicherheit haben. Unfälle passieren meistens nicht einfach so oder aufgrund eines technischen Defekts. Die meisten Unfälle werden durch menschliches Fehlverhalten verursacht.
Und an diesem Fehlverhalten arbeiten wir mit verkehrserzieherischen Maßnahmen oder mit Kontrollen und Ahndungen der festgestellten Verstöße. Das menschliche Fehlverhalten können wir jedoch nur bedingt beeinflussen. Wir können an die Rücksicht und Vorsicht appellieren und das Einhalten der Verkehrsregeln einfordern. Verstöße reglementieren wir konsequent, aber unsere Ressourcen sind endlich und ob eine Ahndung tatsächlich zu einer anhaltenden Verhaltensänderung führt, ist durchaus fraglich. Ändern muss sein Verhalten der Verkehrsteilnehmer selber und wenn man sich im Straßenverkehr umschaut, wenn man sich die Unfallursachen anschaut, dann stellt man leider sehr schnell fest, dass die Verkehrsregeln quasi beliebig missachtet werden.
Wir haben unsere Verkehrssicherheitsarbeit präventiv wie repressiv seit einigen Jahren schwerpunktmäßig auf die Verhinderung von Unfällen mit Radfahrern, besonders Rad fahrenden Kindern ausgerichtet und das wird auch zunächst so bleiben:
Erstens sind Bekämpfungsstrategien sinnigerweise ohnehin längerfristig angelegt, oft dauert es, bis der gewünschte Effekt sich positiv in den Statistiken ablesen lässt.
Und zweitens sind wir in unserem Schwerpunkt zwar durchweg erfolgreich gewesen und erkennen positive Entwicklungen, aber es gibt noch viel zu tun und zufrieden sind wir mit dem Erreichten noch nicht.
Wenn ich von Strategie spreche, dann verbirgt sich dahinter tatsächlich ein System. Es erlaubt uns, fortlaufend mit Hilfe zahlreicher Zielwerte und Kennzahlen, zu erkennen, ob wir auf dem richtigen Weg sind oder ob wir mit unseren Aktivitäten oder unserem Personaleinsatz nicht genug bewirken oder eventuell auch im Hinblick auf die Wirkungsannahme einem Irrtum unterlagen. Dadurch haben wir stets gewährleistet, dass unsere Arbeit zielgerichtet strukturiert und stets auch von uns selber kontrolliert werden kann.
Das ist besonders in Zeiten knapper Ressourcen eminent wichtig, um erfolgreiche Polizeiarbeit leisten zu können. Und unsere Aufgabe als Vorgesetzte ist es, die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal zur Zielerreichung einzusetzen.
Ob und wie uns das gelungen ist, können Sie in unserem Jahresrückblick nachlesen.